Gedanken zur Kampfkunst

Meiner Ansicht nach können wir uns mit Hilfe der Kampfkünste selbst darin unterweisen uns so zu verhalten, dass wir eine grundlegende Übereinstimmung mit den geistigen und moralischen Geboten unserer Zeit erhalten. Wir können nicht nur erlernen unsere eigenen Schmerzen und Leiden zu ertragen, sondern auch die Schmerzen und Leiden der anderen zu teilen. Mit Hilfe der verschiedensten Kampfkünste sollten wir uns unter anderem auch mit dem empfinden der Moralischen Auflehnungen auseinandersetzen, besonders dann, wenn anderen irgendwo Gewalt angetan wird und damit sei nicht nur die körperliche Gewalt gemeint. Es sollte der existentielle Mut vorherrschen sich auch dafür einzusetzen, indem wir uns bei unserem Handeln ein Mindestmaß an Anstand bewahren. Es ist die Zeit gekommen wo es wieder wichtig wird, uns mittels positiver familiärer oder gemeinschaftlicher Beispiele ein bestimmtes Empfindungsvermögen des menschlichen Herzens einzuprägen. Fehlt uns das angemessene Empfindungsvermögen, dann werden wir uns nicht dazu genötigt fühlen, entsprechend zu   handeln.

Es ist nun mal so, dass die Art und Weise wie wir miteinander wahrnehmen und behandeln, den Charakter unserer Gesellschaft bestimmt und widerspiegelt. Wir sollten uns dementsprechend im friedlichen Sinne der Kampfkünste bemächtigen und auch nicht komplett in konservativen traditionellen Systemen untergehen, die sich zudem auch noch gegenseitig entgegenarbeiten. Wir sollten lernen uns gegenseitig zu respektieren und zu akzeptieren. Mit den uns anvertrauten Fähigkeiten über Körper und Geist, durch das häufige Üben der verschiedensten Kampfkünste, sollten wir doch in der Lage sein, positiv auf unsere Gesellschaft mit all ihren Fassaden einzuwirken und natürlich auch etwas zu verändern und zu bewirken. Es gibt in Deutschland mehrere hunderttausend Kampfkünstler und Kampfsportler in unzähligen verschiedensten Subsystemen und dessen ungeachtet bilden sie zusammen eine große und mächtige Gemeinschaft. Man muss sich nur einmal diesem Potential bewusst werden und sehen, wie man es sich zum Guten zu nutze macht. Viele Lehrer und Schüler scheinen dies nicht zu erkennen und tapsen als »Mängelwesen« über die Tatami. Eigentlich sehr schade! Jene sind aus verschiedenen Gründen nicht in der Lage, ihre Unzulänglichkeiten zu überwinden und so wird als Scheinkompensation das Streben nach Macht einmal mehr verkörpert und versucht, mit ihrer Hilfe die Umwelt zu unterwerfen. Aber genau da sollten uns die Kampfkünste nicht hinführen.

Oss

Norman Goly
Lehrer Kyusho Karatedo