Seishin Shintai Ryu Ai Do
Zu den Unterrichtszielen des Seishin Shintai Ryu Ai Do zählen unter anderem die Entwicklung der Körper-, Sinnes-, und Bewegungserfahrungen. Die Kampfkunstschüler lernen die Reaktionen ihres Körpers zu verstehen und die für die Gesundheit und körperlich/geistige Leistungsfähigkeit positiven Aspekten der Kampfkunst so erfahrbar zu machen, dass sie zu einem Selbstverantworteten Bestandteil der eigenen Lebensgestaltung werden. Ein besonderer Schwerpunkt wird auf das rücksichts- und verantwortungsvolle Miteinander, im Unterricht und auch außerhalb der Schule, gelegt. Ein zentrales Kriterium stellt die Wahrnehmungsfähigkeit durch die Regulation und Kontrolle von Bewegungshandlungen und die Erweiterung von Erfahrungen mit der Bewegung dar. Im Seishin Shintai Ryu Ai Do wird davon ausgegangen, dass verbesserte und veränderte Bewegungsmöglichkeiten wieder neue Erfahrungen mit der Bewegung eröffnen. Durch die Verbesserung der Wahrnehmung und der Erweiterung der Erfahrung durch und mit der Bewegung, wird die Identifikation mit dem eigenem Körper gefördert und Bewegungen werden bewusster und sicherer gestaltet. Unser Kampfkunstunterricht entwickelt auch durch ästhetisch, Wahrnehmungsbezogenes Handeln und Denken sinnlich vermittelte Erkenntnismöglichkeiten. Durch das Beobachten und Studieren der unterschiedlichsten Kampfkunst- und Karatedo Techniken werden die Ausdrucks und Empfindungsfähigkeit der Schüler im haptischen und auch im visuellen Bereich gefördert.
Seishin Shintai Ryu Ai Do zählt sich zu den Persönlichkeitsbildenden Kampfkünsten und hilft den Kampfkunstschülern, ihre eigenen Bedürfnisse, ihre Wahrnehmungen, Vorstellungen und Empfindungen zu klären und zu differenzieren. Die vielfältigen und nicht immer eindeutigen Beziehungen zwischen Handeln und Denken, zwischen Fertigkeiten und Kenntnissen, zwischen Technik und Technikverstehen, werden mit einer angemessenen Reflexion erfahren und durchgehend betrachtet. Unsere Schüler sollen die Möglichkeit erhalten, persönliche Erfahrungen, Erlebnisse und Gefühle auf ihre eigene Art zu erleben, darzustellen und mitzuteilen. Die Lehrer, Trainer und Schüler dieses Stils haben die Aufgabe, eigene Ästhetische Vorlieben bewusst zu machen und über dies hinaus auch weiter zu Entwickeln. Sie überdenken Wertvorstellungen und lernen, Gegebenheiten in ihrer individuellen und besonderen Ausprägung differenziert wahrzunehmen. Sie sollen, bezogen besonders auch auf den Technik Bereich, alternative Sichtweisen über Hintergründe entwickeln, Feinheiten analysieren und untersuchen, gegen weit verbreitete Trends denken und somit neue Erfahrungshorizonte erschließen.
Der Unterricht trägt damit entschieden zur Ausbildung der Verstehens- und Erlebnisfähigkeit, sowie Emphatie bei und fördert weiterhin innovatives Denken. Dadurch werden bisher als sinnvoll erscheinende Gedanken in Frage gestellt und unter völlig anderen, neuen Gesichtspunkten betrachtet. Bei einigen Partnerübungen z.B. werden die Schüler ermutigt, eigenständige und originelle Lösungen zu finden und zu erarbeiten. Hier wird nicht hauptsächlich die weit verbreitete Lehre, der Lehrer macht vor und alle machen nur nach, angewandt. Die Schüler sollen beim finden von diesen Lösungen schöpferisch aktiv sein und ihre eigene Phantasie zur Hilfe ziehen, denn wie viel bringt es wirklich, wenn man ständig andere fragt, wieso, weshalb und warum? Wie viel bringt es wirklich, wenn man ständig ohne zu überlegen nur nachahmt, was jemand vorne vormacht? Es geht hier in erster Linie um die Unterscheidung zwischen »ohne zu überlegen Nachzuahmen« und zwischen dem »eigenen Erarbeiten mit eigener Überlegung«. Der Lehrer dient hier natürlich als Wegweiser!
So entsteht hier im Unterricht ein Spielraum für Assoziation und Fantasie, für flexibles, experimentelles und ausdauerndes Vorgehen. Es soll sich zeigen, dass sich eine Auseinandersetzung mit dem Unbekannten und Fremden lohnt und mögliche Vorurteile überwunden werden können. Die Tätigkeiten der Kampfkunstschüler sind in besonderem Maße individualisiert und dies bezieht sich unter anderem z.B. auf das Lerntempo und die Leistungsfähigkeit. Ein Teil des Unterrichts ist darauf ausgerichtet, die unmittelbaren Reaktionen der Schüler auf unbekannte Situationen im Unterricht, sowie auch in speziellen Partnerübungen zu registrieren und zu thematisieren. Im Unterricht, während des Eingehens auf die Erfahrungswelt der Schüler, werden offene Fragen der Orientierung in den Kampfkünsten, sowie in der allgemeinen Lebensführung freigelegt und bearbeitet. Dies trägt zur Identifikation der Schüler mit den Unterrichtsabläufen bei und dient einer ganzheitlichen Aktivierung der für das Lernen wichtigen Stärken und Fähigkeiten der Schüler.
aus "Der Weg des Seishin Shintai Ryu Ai Do" ©
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